Haltestelle

Eine Haltestelle ist eine Stelle, wo man anhält. Das gibt die Wortbedeutung her.

Noch mehr Worte fallen mir zu dieser Familie ein:

  • anhalten
  • durchhalten
  • innehalten
  • erhalten
  • mithalten
  • aufhalten
  • einhalten
  • abhalten
  • verhalten
  • enthalten

Okay, ich höre erst mal auf.

Haltestellen braucht man im Alltag und im Leben. Niemand kann auf Dauerbetrieb laufen.

In den vergangenen Monaten habe ich gelernt, Mini-Auszeiten einzubauen, um nicht auszubrennen.

Ich habe gelernt, Bauampeln als willkommenen Haltepunkt zu nutzen und kurz abzuschalten (auch den Auto-Motor).

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zur Ruhe kommen

Eigentlich sollte man erwarten, dass nach 3 Monaten (und 2 Tagen) im neuen Heim die Kisten endlich ausgepackt sind, alles im Groben an Ort und Stelle und ein bisschen Ruhe und Ordnung eingekehrt ist.

Dem ist aber nicht so.

Sei es, dass es daran liegt, dass ich ziemlich nahtlos wieder angefangen habe zu arbeiten (und reichlich Überstunden machen muss), oder nebenbei den Nachlass meiner Eltern ordne bzw. eben nicht in ein leeres Haus eingezogen bin… manchmal fühle ich mich wie die Chaos-Queen und zuweilen nervt es auch, wenn man Dinge sucht, weil sie eben noch keinen festen Platz haben.

Bild von teksomolika auf Freepik – Nein, meine eigene Unordnung möchte ich euch nicht zeigen!
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Ich sehe was, was du nicht siehst

Dieses Spiel ist bei Kindern sehr beliebt.

„Ich sehe was, was du nicht siehst, und das sieht … rot aus!“ – Und dann müssen die anderen raten, was gemeint ist.

Plötzlich sucht man verkrampft alles, was rot ist, kommt auf die unmöglichsten Ideen, um die gesuchte Sache zu finden. Was dabei passiert ist: Man bekommt eine geschärfte Aufmerksamkeit- in dem Fall für alles, was rot ist. Man sieht auf einmal Sachen, die man vorher nicht bemerkt hat.

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Es gibt Dinge, die wir nicht bemerken, weil wir nicht bewusst darauf achten…

… oder vielleicht auch, weil wir sie gar nicht wahrnehmen können!

An uns selbst zum Beispiel!

Jeder hat Eigenschaften, Charakterzüge, die andere kennen und wahrnehmen, er selbst aber nicht. (Die geschätzte Damenwelt darf sich mit eingeschlossen fühlen.)

Man nennt diesen Punkt den „blinden Fleck“. Ich bin an dieser Stelle blind. Selbst- und Fremdwahrnehmung klaffen auseinander.

In der Bergpredigt gibt es einen Vers, der das sinngemäß so umschreibt:

„Du siehst den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge nimmst du nicht wahr!“

Matthäusevangelium Kapitel 3 Ver 7

Es geht in dieser Bibelstelle um Splitter und Balken und so hieß das Predigtthema am vorigen Sonntag. Darin ging es darum, dass jeder seinen blinden Fleck hat und wir an diesem Punkt auf Hilfe der anderen angewiesen sind.

Hier könnt ihr das Predigtmanuskript downloaden und es gern verwenden.

Über Quellenangabe freue ich mich! 🙂

Ein feste Burg – Halt in schweren Zeiten

Durch die Quarantäne komme ich nun dazu, noch ein paar Texte und Videos zu bloggen, die ich für das Kulturprogramm zur Jahrestagung des BPE geschrieben habe.

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Ein feste Burg – Halt in schweren Zeiten

2011 war meine Tochter auf der Burgruine Hartenstein zu einem Teenie-Sommercamp.

Danach habe ich das folgende Video zusammengestellt.

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Wenn ich eine Burg sehe, fällt mir dabei sofort das Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ des berühmten Reformators Martin Luther ein.

Kaiser Karl V. forderte ihn auf dem Reichstag in Worms dazu auf, seine Lehren zu widerrufen, aber Luther antwortete:

Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun
weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!

Oder kurz gesagt, wie manche von Ihnen den Ausspruch Luthers vielleicht kennen: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Dafür braucht man einen festen Halt, um so unerschütterlich seinen Standpunkt zu vertreten, koste es, was es wolle. Und den hatte Luther, in seinem Glauben. Gott war für ihn seine feste Burg.

Koste es, was es wolle – um des Gewissens willen Nachteile in Kauf nehmen, das hat es in meinem Leben auch gegeben. Als ich aus Glaubensgründen nicht in die FDJ, die Jugendorganisation der Kommunisten, gegangen bin und deswegen kein Abitur machen und nicht studieren durfte. Viele hatten mir davon abgeraten, weil ich mir damit alle Chancen verbauen würde. Aber ich konnte nicht!

Und es war okay!

Ich habe es nicht bereut, nur einmal – beim ersten Silvester, nachdem die Mauer gefallen war. Da war mein Cousin aus dem Westen da und wir haben fast bis zum Morgen geredet und dann dachte ich: Wenn das alles ein paar Jahr eher passiert wäre? Aber als Ossi war der Mauerfall außerhalb unserer Denkmöglichkeiten und dass ich als Christ in der DDR benachteiligt werde, war normal. Ich wusste es und habe gelernt, aufrecht zu gehen.

Übrigens ist die Lutherstadt Wittenberg meine Geburtsstadt.

Liebe deinen Feind! – die große Herausforderung

Es ist Sonntag, aber ich kann nicht in die Gemeinde gehen – dabei hätte ich eigentlich sogar gehen müssen, denn ich bin dran mit predigen. Aber ich kann nicht! Mich hat’s erwischt!

Wir werden auf Arbeit jetzt regelmäßig auf Corona getestet und am Dienstag brachte der Schnelltest bei mir ein positives Ergebnis. Ich musste sofort alles fallen lassen und mich in Quarantäne begeben, d.h. vorher noch schnell zum Hausarzt zum PCR-Test. Das Ergebnis hatte ich dann abends schon per Labor-App. (siehe oben)

Ja, jetzt habe ich 14 Tage Quarantäne und bin eigentlich ganz dankbar dafür. Dazu muss ich sagen, dass ich Gott sei Dank keinen schweren Verlauf habe – vielleicht, weil ich geimpft bin.

Bei mir legt es sich nicht so sehr auf die Atemwege, sondern mehr auf Magen-Darm. Übelkeit und Appetitlosigkeit – auch nicht so schön.

Aber ich wohne in Deutschland im 21. Jahrhundert. Ich habe Essen, Trinken, eine schöne warme Wohnung, meine Katze, W-LAN und Zeit… Das Nicht-Raus-Gehen-Dürfen ist für mich jetzt nicht so die große Strafe – ich bin sowieso eher der Stubenhocker – schon immer gewesen… und musste mich immer ein bisschen zum Rausgehen überwinden.

Zeit zur Erholung kann ich auch gerade wirklich gebrauchen – denn ich habe eine sehr stressige Phase hinter mir und wusste nicht, wie ich mal den Stecker ziehen kann. Dass es so schnell passiert… Na ja, irgendwie ist es auch ein deutliches Signal meines Körpers!

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Doch nun zum eigentlichen.

Wie gesagt, ich wäre heute mit Predigen dran gewesen. Aber es ließ sich auch schlecht ein Ersatz finden. So hatte ich die Idee für eine recht unkonventionelle – für mich zumindest neue – Lösung und habe mich selbst aufgenommen. Wer mich kennt, weiß ja, dass ich Herausforderungen mag und gern was Neues ausprobiere.

Hier noch zwei Bilder von meiner „Konstruktion“ und dann geht’s los.


Ich habe dann noch ein Lied von Jörg Swoboda aus den 90ern vorgespielt, das darf ich hier leider nicht veröffentlichen.
„Lasst uns von Jesus lernen, was er mit Frieden meint. Auch wenn es dir unmöglich scheint, liebe deinen Feind!“

Den vollständigen Text findet ihr hier.

Und das Lied gibt es auf der CD „Aufgeschlossen“ (2000 erschienen) – die kann man auf seiner Webseite bestellen. (Da habe ich es auch ganz schnell herbekommen. [alles unbezahlte Werbung – gern geschehen 🙂 ]

Hier könnt ihr das Predigt-Manuskript downloaden und auch gern verwenden. Über eine Quellenangabe freue ich mich. 🙂

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So, und nun wünsche ich allen von ♥ einen gesegneten Sonntag, wo immer ihr seid und wie es euch gerade geht.

Spuren hinterlassen

wie mein Blog zu seinem Namen kam.

Auch dieser Text ist einer derer, die ich für das Kulturprogramm zur Jahrestagung des BPE geschrieben habe.

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Es war Anfang der 2000er. Mit Mitte Dreißig saß ich zum ersten Mal im Sprechzimmer einer Psychologin.

Nicht mein Arzt hatte mir die Psychotherapie empfohlen, der war noch alte Schule und kannte nur Medikamente! – Sein Kommentar: Naja, ein bisschen Konfliktbewältigung kann ja nicht schaden.

Freundinnen (zwei – unabhängig voneinander) hatten mir dringend ans Herz gelegt: Christiane, mach bitte eine Psychotherapie, und mach das, bevor deine Tochter in die Pubertät kommt!

Ich weiß noch, wie ich in der ersten Stunde gar nicht wusste, ob ich da richtig bin und ob mir geholfen werden kann. Die Therapeutin, sie hat den gleichen Vornamen wie ich, verstand ihr Handwerk und ließ mich erst mal reden. Wahrscheinlich hat sie schon von Anfang an durchschaut, was mir fehlt.

Ich möchte sie hier mal wärmstens empfehlen, falls jemand bei mir in der Umgebung jemanden sucht. Leider weiß ich nicht, wie lang die Wartezeiten bei ihr im Moment sind und ob sie überhaupt freie Kapazitäten hat.

Dr. Christiane Seidel, Plauen

(nebenbei: Sie hat drei Bücher geschrieben – sehr tiefgründig und mit Wortwitz 🙂 )

Von der Suche nach dem eigenen Weg (2005)
Wer übt, betrügt! (2015)
Adams Buch (2012)

[klick auf die Bilder der Bücher und du gelangst du den Seiten, wo du sie bestellen kannst
Werbung, für die ich nicht bezahlt werde]

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Mein größtes Problem damals war: Ich hatte mit 30 eine Erwerbsunfähigkeitsrente wegen meiner chronischen Erkrankung bekommen und fühlte mich absolut minderwertig. „Ich kann nicht arbeiten, also bin ich nichts wert.“

Sie sagte mir etwas in der Richtung, dass Hausfrau sein doch von vielen Frauen ein selbstgewählter „Beruf“ und Lebensabschnitt sei und dass ich deswegen doch nicht weniger wert wäre. Irgendwie hat mich das nicht so richtig getröstet. Ich war so in meinem Leistungsdenken gefangen, dass ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, ohne (bezahlte) Arbeit wertvoll zu sein.

Sie hat mich dann nach meinem Lebensziel gefragt. Und weil ich mich schon mal mit dem Thema beschäftigt hatte – Persönlichkeitsentwicklung ist eins meiner Lieblingsthemen und ich lese auch gern und viele Bücher dazu – konnte ich sofort sagen: Ich möchte Spuren hinterlassen.

Ihre Antwort darauf war: „Na, für dieses Ziel brauchen Sie doch nicht arbeiten zu gehen.“

Und das stimmt. Um Spuren zu hinterlassen, muss man nicht arbeiten gehen.

Ich konnte Spuren hinterlassen, habe meinem Kind geholfen, erwachsen und selbständig zu werden, habe meine Schüler und Schülerinnen geprägt. Es war mir immer wichtig, ihnen nicht nur die Flöten- – äh, Klavier- oder Gitarrentöne beizubringen, sondern die Liebe zur Musik in ihnen zu wecken bzw. zu fördern und ihnen damit auch was für’s Leben mitzugeben.

Hinterlasse ich nicht im Alltag Spuren, wenn ich einem Menschen zulächle, wenn ich die Kassiererin im ALDI freundlich behandle, nicht ins allgemeine Meckern und Motzen mit einstimme, Danke und Bitte sage und „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen!“?

Für das folgende Video bin ich extra noch mal auf „Spurensuche“ im wortwörtlichen Sinn gegangen.

In diesem Video ist ein Fehler. Es ist halt eine Impro… einmalig und unwiederholbar. Ich habe ihn bewusst nicht herausgeschnitten und es auch nicht noch mal gemacht. Fehler passieren und sind erlaubt. Sie sind ein Echtheitszertifikat für handmade. Trau dich, Fehler zu machen! Schlimmer ist es, gar nichts zu machen!

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Spuren im Sand

Spuren im Schnee

Spuren an Land

Spuren auf See.

Stopp, da stimmt was nicht. Spuren auf See, so was geht nicht! Wellen sind vergänglich, selbst hohe Wellen verschwinden wieder. Wasserskier fräsen Furchen in die Wasseroberfläche, die auch sofort wieder verschwinden!

Spuren auf See, wohl nur wegen des Reimes!

Und auch Spuren an Land können vergehen.

Spuren im Sand z.B. sehr schnell, schon wenn sie von der nächsten Welle überschwemmt und weggespült werden!

Wer bleibende Spuren hinterlassen möchte, muss Profil haben – wie ein Traktor z.B., dann hinterlässt er einen Abdruck oder Eindruck!

Von manchen Menschen sagt man, sie hätten Charakter. Das Wort Charakter kommt auch dem Altgriechischen und bedeutet dort Prägestempel, Prägung. Wer Spuren hinterlassen möchte, andere prägen möchte, braucht Charakter. Er ist wie ein Stempel, der einen Abdruck hinterlässt.

Wie wird ein Stempel hergestellt?

Als Grundstock dient meist Gummi. Der Flexograf (so nennt man den Stempelmacher) graviert das gewünschte Motiv mit einem Laserstrahl in die Gummiplatte. Die nichtdruckenden Bereiche werden dabei weggebrannt. Klingt irgendwie nach aua! – Als wenn’s dem Gummi wehtun würde. Aber der kann ja nicht schreien.

Wir Menschen schon. Wir schreien aua!, wenn etwas wehtut, wir empfinden Schmerzen über Leid, Trennung, Scheidung, den Tod eines geliebten Menschen…

Doch gerade diese schmerzhaften Erfahrungen, wenn wir sie denn richtig verarbeiten, sind es, die uns Profil verleihen.

Ich persönlich mag diese glatten Leute ohne Ecken und Kanten, bei denen (scheinbar) immer alles glatt lief. Sie frage ich nicht um Rat.

Leben mit Profil dagegen hinterlässt Spuren!

Trau dir!

Nein, das ist kein Grammatikfehler.

Lest weiter, dann findet ihr die Erklärung dafür, was ich damit meine.

So sah es heute Morgen aus, als ich aus dem Fenster guckte! Ich hatte einen Termin für meinen Kater zum Impfen. Es war nichts geräumt und ich sah die Autos über die Straße schlittern und die Reifen durchdrehen. Mit meinen Allwetterreifen hatte ich in diesem Winter keine guten Erfahrungen gemacht und ich stellte mir vor, wie ich mich mit meinem Vierbeiner an Bord zum Tierarzt kämpfte und auf dem Rückweg den Berg hoch vielleicht stecken blieb.

Muss ja nicht unbedingt sein. – Aber doch, ich habe ja einen Termin, den muss ich doch einhalten. – Aber einen Termin kann man doch absagen. – Ja, aber es würde doch sicher gehen, wenn ich mir Mühe gebe. Ich bin doch ein zuverlässiger Mensch. – Aber eigentlich will ich nicht. Und ich habe auch ein bisschen Angst.

So stritten sich mein pflichtbewusster Teil und die Seite von mir, die machen wollte, was sie eigentlich nicht durfte (?!?).

Dabei kam ich zu der Erkenntnis: ICH DARF MEINEM EMPFINDEN TRAUEN!!!

Wenn ich etwas eigentlich nicht möchte, dann möchte ich es nicht!

So oft habe ich mich selbst in Frage gestellt und etwas getan, weil ich es musste, weil es von mir erwartet wurde…

Der Frühling lässt sich vom Winter nicht kleinkriegen!

Ich spreche jetzt hier nicht totaler Verantwortungslosigkeit das Wort. Ich will weiterhin ein Mensch sein, auf den man sich verlassen kann. Wenn jeder nur auf Arbeit gehen würde, wenn er Lust hat, würde das Chaos ausbrechen. Nein, das meine ich nicht.

Aber seine innere Stimme ernst nehmen, das ist durchaus erlaubt und wichtig. Wenn ich ständig gegen mich arbeite, werde ich krank.


Ich habe dann bei der Tierärztin angerufen. Die Arzthelferin hat verständnisvoll gelacht und mir einen neuen Termin gegeben. Eine Impfung ist ja keine lebensbedrohlich Operation, die man nicht verschieben kann.