Ruhe halten

Zugegeben, es fällt mir nicht leicht: Meine körperlichen Reserven sind nach fast vier Monaten Marathon-Sprint-Kombination fast aufgebraucht und ich merke, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss.

So gegen 16/17 Uhr fällt der Hammer und dann GEHT NICHTS MEHR! Dann muss ich mich hinlegen und ein Nickerchen machen. Manchmal kann ich danach noch mal loslegen.

Wenn ich nicht schlafe, dann höre ich am liebsten irgendwas Interessantes: ein Interview, einen Podcast, einen Vortrag auf YouTube o.ä. oder ich telefoniere mit lieben Menschen.

Zum Lesen fehlt mir die Kondition, mich zu konzentrieren und stricken nebenbei geht leider auch nicht, denn mir tun die Handgelenke/Unterarme weh. Ich habe zu viel/zu schwer/zu oft gehoben/angepackt/getragen… manchmal auch (leichte) Möbel alleine verrückt…

Nicht schön, so an seine Grenzen zu stoßen. Irgendwie normal nach der Belastung, aber trotzdem nicht schön.

Ich habe meine Schlafstatt ins Wohnzimmer verlegt, damit ich die letzten Tage vor dem Umzug (noch 11 an der Zahl) immer noch einen Ort habe, wo es ein bisschen schön ist und ich nicht zwischen Kartons hausen muss.

Es soll für den Schlaf förderlich sein, wenn es rundrum (ein bisschen) aufgeräumt ist.

Insgesamt sehe ich das mit den Kisten packen aber doch ziemlich entspannt. Die Sachen hier zusammenzupacken dürfte der kleinere Teil sein gegenüber dem, was ich in meinem Elternhaus werde wegräumen müssen/dürfen, um Raum zu schaffen. Aber zwei Wohlfühlräume habe ich in den letzten Wochen schon hergerichtet.

Kommende Woche werde ich wieder nach Bad Belzig reisen, diesmal mit einigen erfreulichen Anliegen:

Am Montag habe ich einen Vorstellungstermin in der Musikschule, wo ich mich als Honorarkraft beworben haben (und in der ich früher selber 9 Jahre Klavierunterricht hatte) – inklusive Lehrprobe. Der Mailwechsel mit dem Leiter war sehr angenehm und ich sehe dem zuversichtlich entgegen.

Außerdem habe ich kurzfristig einen Termin beim Notar bekommen, dem Haus- und Hofnotar meiner Eltern. Beim Amtsgericht war kein Durchkommen am Telefon und ich muss mich ja um die Erbschaftsangelegenheiten kümmern. Die Sekretärin in Bad Belzig wusste auch gleich Bescheid. („Ja, ich habe die Anzeige gesehen… Dann kommen Sie mal vorbei… Und der Bruder war doch auch verstorben, da müssen Sie die Sterbeurkunde auch mitbringen!“)

Man kennt mich! Es ist wirklich wie nach Hause kommen. – Und da ich schon öfter gekramt habe ich den Schränken und Schubladen, weiß ich auch, wo die Urkunde ist…

Am Dienstag steht ein Termin bei der Versicherungsfrau auf dem Plan, die die Schwester von jemandem aus meiner ehemaligen Klasse ist…

… und abends bin ich in meiner ehemaligen Gemeinde in Bad Belzig, zu der der Beerdigungsredner gehört, der mich am Ende des Trauergesprächs dazu eingeladen hat.

Diesmal werde ich mit der Bahn reisen und selbige um 9 € reicher machen, weil ich vom Auto fahren einfach die Nase voll keine Kraft mehr habe.

(bis zu Ende angucken J )

Das dauert zwar viiiiiel länger, ist aber entspannter. Man kann lesen, Musik oder Podcasts hören, in die Landschaft gucken, nichts tun, genießen, relaxen, auf Bahnhöfen rumsitzen und lange Aufenthalte überbrücken, dabei Menschen beobachten…

Heute steht noch ein Abschied an, nämlich der vom Monte!

Monte Carlo Mohlsdorf ist eine Kneipe im Nachbardorf, die mich auch öfter in den letzten Monaten aufgefangen hat. Wenn mir manchmal die Decke auf den Kopf zu fallen drohte (und das tat sie besonders gern am Wochenende, wenn andere pärchenweise spazieren zu gehen pflegen), bin ich Rettung-suchender-weise nach Mohlsdorf geflüchtet und habe etwas zu Essen/zu Trinken und ein offenes Ohr gefunden. Danke Doreen!

Da gibt’s heute also eine Grillparty mit Life-Musik.

Und obwohl ich morgen mit Predigen dran bin und es nicht noch mal schaffe es mir nicht so wichtig ist, die Predigt ins Reine zu schreiben, werde ich mir das gönnen.

Ich wollte ja sowieso schon immer mal frei predigen lernen. J

Thema der morgigen Predigt ist übrigens:

„Liebe – der ganz andere Weg Gottes“ – herzliche Einladung in die Lebenszeichengemeinde. Um 10 Uhr geht’s los. Man kann schon eine halbe Stunde eher da sein für’n Kaffee oder Tee und ein Schwätzchen.

Ein ganz normaler Sonntag

Na gut, so ganz normal war er nicht, denn ich habe den Gottesdienst geschwänzt.

Ich war heute mal nicht „dran“, weder mit Lobpreis noch mit Predigen und so habe ich gedacht, ich mache einen „me-day“ – also ganz egoistisch einen Ich-Tag.

In letzter Zeit habe ich gemerkt, dass ich schon wieder viel zu hoch toure. Dass ich mehr Ideen habe als ich verwirklichen kann, dass ich eigentlich einen 36-h-Tag und eine 8-einhalb-Tage-Woche bräuchte, um alles unterzubringen. Und dann fängt man (fange ich) an, die Nacht zum Tag zu machen, wundert sich, warum man abends nicht runterfahren kann und erst schlafen kann, wenn einem todmüde die Augen zufallen.

Ich schreibe ja gern Tagebuch, d.h. mein Tagebuch ist eigentlich ein Scrapbook. Ich liebe es, Sprüche, Zitate usw. auf Insta oder in meinem WhatsApp-Status zu screenshoten, auszudrucken und dann einzukleben. Das ganze dann auch gern noch mit Washi-Tape verzieren.

Muss man doch nicht – könntet ihr sagen – und ihr habt auch recht.

Aber ich will es nun mal und es macht mir Freude. Es bringt mit „runter“.

Aber eben nicht, wenn ich mit den Screenshots sechs Wochen hinterher bin und meine Tagebuch-Notizen ins Handy diktiere und dann ausdrucke, weil mir einfach die Zeit fehlt. Da läuft was ganz furchtbar schief!

Vor zwei Tagen habe ich das so ähnlich handschriftlich in mein Tagebuch geschrieben und mir vorgenommen, unbedingt zu ENTSCHLEUNIGEN – will sagen, nicht mehr in einen Tag reinzupacken, als geht.

Der Tag hat 24 Stunden. Ich brauche ungefähr 6 – 7 Stunden Schlaf. (Dann werde ich ohne Wecker wach und finde es auch nicht sehr sinnvoll, mich im Bett zu wälzen.)

Meiner Meinung nach gehört es zur Weisheit des Schöpfers, dass er uns Menschen mit Grenzen versehen hat: Zeit, Raum, Ressourcen. Und die dürfen wir nicht ungestraft überschreiten. Sonst hat es Konsequenzen: Burn-out, Umweltzerstörung – um nur zwei zu nennen.

Von Jim Henson, dem Erfinder der Muppet-Show, stammt das Zitat:

Es gibt einen Gott, und ich bin es nicht.

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Das war heute also mein erster Programmpunkt: ausgiebige Seelenpflege in Form von Tagebuch schreiben, kleben…

Danach habe ich mich der Körperpflege in „extendended version“ gewidmet. Badewanne etc. – das volle Programm.

Nach dem Mittag hatte ich Zeit zum Lesen.

Das ist mir auch total wichtig, kommt nur meistens zu kurz. (Handy und social media lassen grüßen.)

Zurzeit lese ich dieses Buch. Habe gestern angefangen – volle Leseempfehlung bis jetzt. (unbezahlt und gern geschehen 🙂 )

Dann war’s mir aber doch ein bisschen zu einsiedelig und ich wollte Bewegung und Menschen.

Also ab ins Pub!

Meine Lieblingskneipe ist zwei Dörfer weiter und heute habe ich mich zu Fuß auf den Weg gemacht. Benzingeld und CO2-Ausstoß gespart und dafür ein paar Kalorien verbrannt. Der Fußweg ist sogar kürzer – und interessanter – wie immer!

Auf dem Rückweg wählte ich eine andere Strecke und kam unerwartet woanders raus, als ich gedacht hatte. Es stellte sich heraus, dass das der kürzeste Weg gewesen wäre. – Fürs nächste Mal bin ich schlauer. Wieder was gelernt!

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Daheim warteten die Miezen und wollten Futter. Das bekamen sie auch und haben mich dafür jetzt sogar in Ruhe bloggen lassen – meine allerliebste Lieblingsbeschäftigung.

So hatte ich heute alle – für mich – großen Steine (Seelenpflege, Körperpflege, Lesen, Bewegung, Menschen) in meinem Glas und für ein Bierchen (in meinem Fall eine Tasse Kaffee) war auch noch Platz.

Hier geht’s zu der Geschichte, auf die ich gerade Bezug genommen habe.

Der Tag ist fast zu Ende, ja. Und ich habe nicht alles geschafft, was auf meiner To-Do-Liste stand, ja!

Trotzdem werde ich jetzt Feierabend machen und runterfahren – nicht nur den PC, sondern auch meine Denkmaschine.

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Ach ja, meinen Kittel muss ich noch bügeln für morgen. Da beginnt die neue Woche und ich freu mich drauf!

Und was sind eure „großen Steine“, die unbedingt ins Glas müssen?

Schreibt es mir gern in die Kommentare.

Corona-Quarantäne – ein Fazit

Heute ist Tag 12 von 14 meiner Quarantäne und wenn morgen beim Nach-Testen alles gut geht, bin ich ab Mittwoch wieder auf freiem Fuß.

Fit bin ich noch nicht wieder. Dieses blöde Virus hat sich bei mir mehr auf Magen-Darm gelegt und ich hatte regelmäßig Übelkeit und keinen Appetit, manchmal auch Bauchschmerzen.

Da diese Beschwerden eigentlich schon viel länger bestehen, um genau zu sein seit Anfang Mai, also etwa seit dem Zeitpunkt, an dem ich meine 1. Covid-Impfung bekam, hatte ich sogar vermutet, dass ich einen Impfschaden habe.

Gestern habe ich mit einem befreundeten Arzt gesprochen und er hielt das eher für unwahrscheinlich.

Aber er spiegelte, was er bei mir wahrnahm:

Dass ich sehr sensibel sei und in letzter Zeit viel bewegt hätte und dass Magenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit durchaus ein Zeichen von Stress und ein Warnsignal des Körpers sein können. Und ich solle dankbar sein, dass mein Körper so mit mir reden würde und ich dadurch einen „Wächter“ hätte, der mir sagt, wann es zu viel wird.

Eins steht fest: Ich habe diese Warnsignale in den letzten Wochen nicht gut genug gehört, sonst würde ich jetzt nicht darniederliegen.

Es wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile länger dauern, bis ich wieder richtig zu Kräften komme.

Aber auch das hat er gesagt, dass nach einer durchgemachten Corona-Infektion noch länger eine geringere Belastbarkeit und verminderte Kraft bleiben. Da bin ich also nicht die einzige.

Ich werde lernen müssen, mir ein dickeres Fell wachsen zu lassen und manche Dinge nicht mehr so dicht an mich ranzulassen.

Er sprach von einer … ich hab den genauen Begriff vergessen … flexiblen Verteidigung.

Will sagen: Ich habe eine Burg, in die ich mich bei Bedarf zurückziehen kann, die eine Tür hat und einen Schlüssel von innen, den ich herumdrehen und auch wieder aufschließen kann.

Wenn ich aus der Burg herausgehe, habe ich ein Schild, dass ich vor mich halten kann, um die Pfeile, die da fliegen, abzuwehren. Aber ich kann dieses Schild natürlich auch gegenüber Menschen, die mir freundlich gesonnen sind, fallen lassen und mich öffnen.

Es gehört Weisheit dazu, die beiden Personengruppen zu unterscheiden – nicht immer gelingt das auf Anhieb.

Ja, was nehme ich aus 2 Wochen Quarantäne mit?

Zuerst: ich hatte mir soviel vorgenommen: wollte Weihnachtsgeschenke nähen, einen Adventskalender füllen für meine Tochter – nichts davon habe ich geschafft.

Immerhin, ich habe für vorigen Sonntag eine Predigt aufgenommen… das ist ja nicht nichts…

Ich habe ein bisschen ausgemistet, hatte einiges an Zeit zum Nachdenken und Reflektieren (also ich meine mehr Seelenballast):

Ich möchte ein paar Sachen auspacken aus dem Rucksack, den ich mit mir rum schleppe, damit ich genug Kraft habe für den Lebensmarathon – es ist keine Kurzstrecke, das dürften die meisten schon bemerkt haben.

  • Ich möchte manche Dinge nicht mehr tun, nur weil sie von mir erwartet werden.
  • Ich brauche Zeit, um abends abzuschalten. Das bedeutet: kein social media mehr im Bett (außer mir schreibt jemand eine wichtige Nachricht).
  • Lieber ein gutes Buch lesen.
  • Mal was Sinnloses tun – Netflixen z.B. – habe ich bisher immer als vertane Zeit gesehen
  • nur ein Minimum an Nachrichten konsumieren – in Zeiten wie diesen, wo sich für und wider gegeneinander hochschaukeln, besonders wichtig
  • für mich ganz wichtig: Zeit mit Gott
  • Tagebuch, Reflektion = „me“-time – Diese Termine sollten im Kalender stehen und nicht verhandelbar sein.
  • nicht mehr spontan zu etwas „Ja“ sagen, wenn ich gefragt werde. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich da oft zu schnell bin und dann doch die Anzahl der Termine, die ich wuppen kann, überschritten habe.
  • Ja sagen zu meiner begrenzten Belastbarkeit

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Und noch eins habe ich gelernt:

Es ist nicht schlimm, wenn ich nachts mal nicht schlafen kann.

Aus einem Online-Kurs der BARMER, den ich jetzt durcharbeite, habe ich gelernt, dass man dann nicht auf die Uhr gucken soll, wenn man nachts wachliegt*. Ich habe gerade ein sehr schönes Buch, das ich an dieser Stelle gern empfehlen möchte.

*dies kann man auch in jedem Ratgeber über Schlafhygiene nachlesen

Karl-Dietmar Plentz ist ungefähr so alt wie ich und da ich auch in Brandenburg aufgewachsen bin, kenne ich ihn früher von Jugendtreffen.

Ich kann mich noch erinnern, wie er mal sagte (lang und schlaksig, wie er war):

„Ich bin Karl-Dietmar Plentz, und wenn ich groß bin, will ich Bäcker werden.“ 😀

Er berichtet über sein Leben als Christ, seine Arbeit, seine Familie, die Herausforderungen in der Firma nach der Wendezeit… weiter bin ich noch nicht.

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Ja, und Christiane wäre nicht Christiane, hätte sie nicht aus ihren Quarantäne-Erfahrungen noch ein Filmchen gebastelt und diese so kreativ verarbeitet.

An meinen Kater

Der folgende Text ist einer derer, die ich für das Kulturprogramm zur Jahrestagung des BPE geschrieben habe.

Warnung: der ist lang!

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An meinen Kater

Du kamst zu mir, sehr plötzlich und sehr unerwartet.

Dein Frauchen hatte einen schweren Verkehrsunfall gehabt und von jetzt auf gleich mussten 6 Katzen untergebracht werden. Ich bekam die Anfrage, ob ich eine davon nehmen würde – dich.

Ich kannte dich vorher nicht, wusste nicht mal deinen Namen. Trotzdem sagte ich Ja. Ich hatte mich vorher schon mit dem Gedanken getragen, mir ein Haustier zuzulegen, aber dass es so schnell kommen würde, dachte ich nicht.

Sie brachten dich in der Box, – Toilette und Streu dazu. Du entstiegst dem Transportbehältnis. Hoch erhobenen Hauptes und mit erhobenem Schwanz stolziertes du in meine Wohnung und wusstest sofort: Hier bin ich zu Hause! Du fingst gleich an, in der Katzenstreu zu scharren und wusstest, was du dort zu tun hast.

Du warst abgemagert, hattest Eiter in den Augen, hattest Flöhe und Würmer.

Dein Frauchen hatte das mit den 6 Katzen wohl doch nicht so gut im Griff gehabt. So warst du von Anfang an auch ängstlich und bist es bis heute.

So wurde ich Katzenmama – es war eine Sturzgeburt.

Du warst ein halbjähriger Kater, ungestüm und voller Tatendrang. Daran änderte auch deine Entmannung nichts, die kurz danach durchgeführt wurde. Ich konnte dir wohl nicht immer gerecht werden. Es kostete viele Schrammen an meiner Tapete, an meinen Armen und Beinen, Löcher im T-Shirt. Ich konnte dich eben auch nur in meiner Wohnung halten. Etwas anderes kanntest du auch nicht. Ich wohne in der 4. Etage in einer Neubauwohnung, da geht das nicht anders.

Ich lernte, mit dir zu spielen, was dich Spaß macht und dich herausfordert. Und ich merkte selber, dass mir das Spaß macht. Spielen – das hatte ich bisher wohl viel zu wenig getan. Manchmal konnte ich mich dann vor Lachen gar nicht mehr halten. Du bist einfach zu goldig!

Und du bist wahnsinnig sportlich! Auf den Tisch und von dort aus auf die Kühlkombi oder vom Sofa aufs Bücherregal – schaffst du!

Erst hieß es ja: Christiane, kannst du eine Katze nehmen, bis zum Wochenende… Aber es war da schon passiert, dass ich mich in dich verliebt habe. Aber irgendwann hatte ich wirklich eine richtige Krise mit dir und deiner Pubertät – ja, auch Katzen haben sowas – dass ich dachte, ich muss dich abgeben. Ich halte das nicht mehr aus!

Ich hatte liebe Menschen gefragt, ob sie dich nehmen würden und sie hatten zugesagt. Ich hatte alles schon geplant. Wie ich es anstellen würde mit dem Abtransport, ohne dass du Verdacht schöpfst – als ob so was geht.

Aber am Abend vorher habe ich so geheult, dass ich abgesagt habe. Ich konnte dich nicht weggeben. Und dann habe ich dich sozusagen noch mal genommen, mit vollem Ja in dem Bewusstsein um alles, was zu dir gehört. Brutto sozusagen.

Hier musste ich mal kurz Pause machen beim Schreiben…

Ach, Entschuldigung – ich habe unsere Kuschelzeit vergessen, ja warte, ich klappe schnell den Laptop zu und breite deine Decke auf meinen Schoß.

Komm, mein Kleener, mach dir’s bequem.

~~~ 10 min später ~~~

Wir hatten gerade ein paar unserer schönsten, innigsten Momente. Ich wollte sie filmen, aber das ist schwierig bis unmöglich. Ungestörte Zweisamkeit schließt Beobachtung aus. Sobald ich das Handy auf dich richte, bist du abgelenkt. Hingabe und Beobachtung dabei – entweder, wenn man sich selbst dabei beobachtet oder beobachtet wird – schließen einander aus. – Ist wohl auch bei Menschen so.

Überhaupt danke, dass du mich immer mal daran erinnerst, eine Pause zu machen oder die Tätigkeit zu wechseln. Dank dir kann ich nicht den ganzen Tag am Laptop sitzen. Soll ja auch nicht gut sein.

Ja, unsere Kuschelzeit am Morgen. Das genießt du und ich auch. Du streckst dich aus, alle viere von dir und lässt dich am Bauch kraulen. Dabei schnurrst du mit Wohlbehagen, was das Zeug hält.

Hingabe, Vertrauen, Geborgenheit, Leben im Jetzt und Hier – das kann ich von dir lernen.

Irgendwann wollte ich weitermachen. Normalerweise lass ich dir die Zeit, bis du ausgekuschelt hast, aber heute habe ich ein bisschen Druck, muss noch einiges schaffen für das Kulturprogramm, weißt du.

So habe ich dir das Laptop-Kabel vor die Nase gehalten und damit ließest du dich ködern. Überhaupt soll es ja besser ein, eine Alternative zu bieten als etwas zu verbieten. Ist bei Kindern auch so. Manche Eltern wissen das nicht, das ist oft ein Trauerspiel mit anzusehen.

Ich habe öfter schon gedacht, dass ich dir Unrecht tue, weil du nur mich zur Gesellschaft hast. Viele sagen, man soll eine Katze nicht allein halten, vor allem in der Wohnung nicht. Mag sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob du eine zweite Katze akzeptieren würdest, denn du bist sehr dominant, aber zugleich auch ängstlich.

Aber du hast dein Revier ins Treppenhaus ausgedehnt. Irgendeine Urlaubsvertretung hat mal damit angefangen, mit dir draußen, also außerhalb der Wohnung zu spielen und seitdem forderst du es ein. Du gehst sogar bis in den Keller – 5 Stockwerke tiefer. Anfangs bin ich mitgekommen, weil ich dachte, du musst du wieder mit hochkommen. Etwas schwierig, dich von dort weg zu bekommen, denn es war zu interessant: Ganz andere Gerüche, Sachen, die da rumstehen. Ich habe versucht, dich wieder hoch zu locken: mit Leckerli, war mühsam. Mit der Box, da wolltest du nicht rein. Hab dich getragen, aber du bist schwer! 5 kg mal 5 Etagen macht 25 kg!! Und dann wehrst du dich ja auch, willst dich aus meinem Griff befreien und ich muss so ein Zwischending zwischen festhalten und nicht wehtun finden und mein T-Shirt soll auch nicht dabei draufgehen.

Ein oder zweimal habe ich dich Etage für Etage mit Leckerli wieder hochgeleitet, wie man mit kleinen Kindern spazierensteht. Dauert ewig. Dann habe ich es gelassen. Hab darauf vertraut, dass du wieder kommst. Du willst doch gar nicht von mir weg. Weißt doch, wo du Futter und mehr als das bekommst.

Wenn du jetzt deine abendliche Kellerinspektion machst, dann lass ich dich raus und nach ner Weile flöte ich mit meiner allerliebsten Stimme: „Gilbert“ und knistere mit der Leckerlitüte, dann kommst du anspaziert.

Achso, ich habe den anderen noch gar nicht erzählt, dass du Gilbert heißt. Nun wissen sie es. Bist eben ein Kater von Welt. Maine Coone der Herr Papa, deine Mama eine Hauskatze.

Seit kurzem hast du eine Freundin: Heidi von gegenüber. Leider funktioniert das nicht so richtig. Ihr trefft euch manchmal, wenn Heidi auch Treppenhausausgang hat. Aber die Dame muss wohl auch nen kleinen Schaden haben. Sie faucht und schlägt. Und dann ziehst du den Schwanz ein, duckst dich und suchst das Weite. Hey, du bist ein Mann – na ja, nicht mehr ganz. Aber warum verteidigst du nicht dein Revier? Warum schlägst du nicht zurück, wenn du angegriffen wirst?

Und einmal mehr sehe ich, dass wir uns auch ein bisschen ähnlich sind: Ich ziehe auch den Schwanz ein, wenn jemand mir gegenüber den großen Mann markiert. Ich kann mich nicht gut verteidigen – noch nicht. Bin am Lernen.

Es gäbe noch viel zu erzählen, aber ich glaube, dann hören die nicht mehr zu.

Dass du mit in meinem Bett schläfst und mich morgens weckst, manchmal liebevoll, manchmal auch nicht, manchmal eher, als mir lieb ist. Dass du Kind- und Partnerersatz bist – in meiner jetzigen Lebenssituation. Dass du mein Klavierspiel magst, aber auch genau merkst, wann ich damit fertig bin und dann wieder Zeit für dich habe.

Danke fürs Lesen bis hierher.

Jetzt dürft ihr euch noch zurücklehnen und Mister (so nenne ich ihn manchmal heimlich, denn mir hat jemand gesagt, ich hätte bei ihm Wohnrecht) in voller Länge, Breite und Schönheit bewundern.

20000 Engel

waren heute morgen unterwegs und haben mich und meinen Kater vor etwas sehr Schlimmem bewahrt.

Kurz vorangestellt: Mein Kater bedeutet mir sehr viel. Er ist sozusagen mein derzeitiger Lebensabschnittsgefährte mit vier Beinen.

🐅

Wenn ich im Bad das Fenster weit aufmache, mache ich immer die Tür zu, damit Gilbert nicht ins Bad geht und aus Versehen aus dem Fenster springt. (ich wohne im 4. Stock.) Ich habe also die Tür zugemacht.

Nach einer Weile habe ich ihn leise maunzen hören. Da habe ich die Badtür aufgemacht und da saß Gilbert auf der Waschmaschine. Und das Fenster war weit auf.

Ich habe so geheult. Wenn Gilbert aus dem Fenster gesprungen wäre… mein Gilbert …

Danke Gott😭

Engel gibt’s wirklich und sie passen auch auf Tiere auf!

Sollte Gott dann nicht auch auf Menschen aufpassen? Auf dich und mich? Er tut’s! Davon bin ich überzeugt.

Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.

Darum fürchtet euch nicht; ihr seid kostbarer als viele Sperlinge.

Matthäus 10 Vers 29 +31 (LUT)

Einen gesegneten Tag euch in der Gewissheit: Gott ist da.

Was ich von Corona gelernt habe

… beziehungsweise noch lerne.

Ist das überhaupt möglich, diesen unmöglichen Zeiten etwas Positives abzugewinnen? Ist doch alles SCH… Wir wissen nicht, wie es weitergeht und allgemein ist die Luft raus.

Ja, das geht mir auch so – zum Teil. Aber mir sind auch ein paar Dinge eingefallen, die mich in dieser Zeit stärker gemacht haben und mir helfen sie zu überleben. Nicht nur zu überleben, sondern trotzdem zu leben.

Durch den Wegfall einiger Aufgaben und Eckpunkte in meinem Tagesablauf habe ich gelernt, meinen Tag selbst zu strukturieren. Mit der Zeit hat sich eine gewisse Routine eingespielt:

  • Früh erst mal ausgedehnte Papa-Zeit (Zeit mit Gott). Zeit habe ich ja gerade mehr, also kann ich mir zur Stille, zum Lesen, Tagebuch schreiben, Nachdenken… auch mehr nehmen
  • Dann kommt Zeit für mich, meine Schönheit und das Frühstück. Ja, auch das kann ich ausgiebiger als sonst tun.
  • Dann ist Haushalt dran. Erstaunlich, was man in einer Stunde schafft, wenn man flott hintereinander weg arbeitet.
  • Natürlich habe ich manchmal auch Termine, dann gestaltet sich der Tag anders.
  • Nach dem Mittag gönne ich mir ein Päuschen (Flugmodus).
  • Ich habe herausgefunden, dass jetzt eine guten Zeit zum Bloggen ist mit einer Tasse Kaffee neben der Tastatur.
  • Auf jeden Fall muss ich nachmittags eine Runde raus gehen. Das tue ich nicht, weil ich es muss oder weil es „die anderen“ sagen, sondern weil es mir gut tut, ein paar Schritte zu gehen. Mit der Weite im Blick weiten sich auch die Gedanken und der Kopf kann auslüften.
  • Dann ist Katerspielzeit. Einfach im Sessel sitzen, die Angel schwingen. Jetzt muss er springen, ich nicht. Braucht er – unbedingt!
  • Abendessen, Küche aufräumen…
  • So ganz genau und unveränderbar ist das alles natürlich nicht, aber ein Gerüst, eine Struktur, an die ich mich halten kann.

Ich schätze es gerade sehr das, was man „supportyourlocal“ nennt: den lokalen Handel unterstützen. Ich gehe gern mal in die Stadt und wenn auch nur wenige Läden aufhaben, so versuche ich doch so wenig wie möglich im Internet zu bestellen.

Bei uns gibt es einen tollen Teeladen, wo es auch Bücher und Geschenke gibt, da kann man viel Zeit verbringen, mit der netten Verkäuferin schwatzen – man findet immer was. Manchmal gehe ich da nur hin, weil ich jemanden treffen möchte. Wahrscheinlich heißt der Teeladen deswegen auch Tee-Treff-Punkt. [bewerbe ich gerne, werde dafür nicht bezahlt] 🙂 Es ist viel schöner, Dinge in die Hand nehmen zu können, wenn man etwas kaufen möchte. Ich liebe auch, Auslagen in Regalen anzuschauen und mich dabei inspirieren zu lassen, wem ich etwas schenken könnte. Oder mir selbst.

(das ist leider kein Bild aus dem Teeladen, aber auch eine schöne Auslage)

Auch der Ausflug zur Post kann schon ein „Event“ sein, um „unter Menschen“ zu kommen. Eine Zeit lang habe ich meine Briefmarken beim Online-Shop der Deutschen Post selbst ausgedruckt. Aber eine Briefmarke ist eine Briefmarke. Da kann ich total oldschool sein.

Online- und Zoom-Konferenzen sind eine tolle Erfindung. Man kann einen Vortrag hören, zu dem man nicht hätte anreisen können. Aber trotzdem oder gerade deswegen werden mir Begegnungen mit Menschen umso wertvoller. Ich versuche (nein, ich tue es), andere trotz Maske anzulächeln, „Frohe Ostern“ zu wünschen. Ich mag Smalltalk im Treppenhaus oder am Müllplatz.


Was ich ganz neu entdeckt habe: Briefe und Karten schreiben, Päckchen und Pakete packen und verschicken. Das ist so was Schönes. Papier ist sowieso toll, ist was Greifbares. Und seitdem ich mehr schreibe, bekomme ich auch mehr Post.

Wie das nur kommt? 🙂

Genieße! vs. Beobachte!

Ich fotografiere ja sehr gern und viel.

Dabei musste ich allerdings feststellen, dass ich dadurch oft in die Beobachterrolle komme und nicht mehr richtig genießen kann, will sagen, ich bin nicht richtig in der Situation mittendrin, sondern stehe gewissermaßen daneben.

Wenn ich an einem wunderschönen Frühlingstag – so wie heute – spazieren gehe, dann gucke ich mir die Landschaft mit der „Fotografierbrille“ an. Wo ist ein schönes Motiv? Von welcher Perspektive aus könnte (oder müsste?) ich es fotografieren, damit es gut zur Geltung kommt.

Bei all dem geht die Unbeschwertheit, das pure Genießen verloren.

Heute Mittag hatte ich den ungeheuren Luxus, meine Mittagspause im Garten einer Freundin auf der Hollywoodschaukel verbringen zu dürfen. Der Garten ist total schön, voller Blüten und Farben. Mein erster Impuls war: Da mache ich gleich mal ein paar Bilder. Aber ich hatte ja nur eine halbe Stunde Zeit und die wäre von der Zeit auf der Hollywoodschaukel abgegangen. Also habe ich es nicht getan – was mir schwer genug gefallen ist.

Ich habe mich einfach auf die Schaukel gelegt und die Wärme der Sonne, das Zwitschern der Vögel und die laue Luft genossen. Ohne es festzuhalten.

Manche Dinge kann man nicht beobachten und wenn man es versucht, „funktionieren“ sie nicht. Zum Beispiel Küssen oder Sex. Man muss sich hingeben, fallen lassen und ein Stück die Kontrolle aufgeben. So ist echtes Genießen möglich.

Als ich auf der Schaukel lag, habe ich mir bewusst gemacht, dass ich jetzt einfach „da“ sein darf. Dass ich nichts tun muss. Dass Gott mich sieht und anlächelt.

Und innerlich habe ich gesagt „Hier bin ich!“.

Das wäre übrigens – falls ich so etwas jemals tun sollte – ein Tattoo, dass ich mir stechen lassen würde:

הנה אני

Lesen kann ich das nicht, ich kann leider kein hebräisch. Es heißt: HINENI – Hier bin ich!

Ich muss die Beobachterposition verlassen und mich ganz auf eine Sache oder Person einlassen, um echt genießen zu können.

Und so gibt es heute auch keine Bilder – außer des Titelbildes von diesem Post.