ich, meiner, mir, mich

Ich schreibe heute einen etwas provokanten Artikel, aber dieses Thema liegt mir schon länger auf dem Herzen.

Urheber : Artur Szczybylo

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das steht schon in der Bibel und wird oft als Begründung dafür herangezogen, dass man sich selbst lieben soll. Ja, es wäre sogar eine Voraussetzung dafür, um andere lieben zu können.

Leider führt das meiner Meinung nach oft dazu, dass man nur noch sich selbst liebt. Dass man in sich selbst verliebt ist.

  • Du musst dich selbst lieben.
  • Du musst gut für dich sorgen.
  • Du bist in Ordnung, so wie du bist.

Versteht mich nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, sich selbst anzunehmen. Aber ich würde lieber Selbstannahme als Selbstliebe sagen.

Oft genug habe ich auch erlebt, dass ich das gar nicht kann, mich selbst zu lieben – besonders an Tagen, wo es mir nicht gut geht. Dann mag ich mich gar nicht.

Wie wäre es, wenn es außerhalb von mir jemanden gäbe, der mich bedingungslos liebt und annimmt? Dann müsste ich mir nicht selbst Liebe geben, sondern ich könnte sie empfangen – einfach so!

Ihr ahnt es schon: Diesen „Jemand“ gibt es wirklich!

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.

Johannes 3,16 GNB

Ich könnte jetzt noch tausende Bibelstellen zitieren, die Gottes Liebe beschreiben. Aber ich selbst hab es auch tausendmal erlebt, dass Gott mich liebt: in Menschen, die mich so annehmen, wie ich bin, in der Schönheit der Natur, beim Beten und Bibellesen, wenn ich merke, dass Gott sich im Alltag um meine Probleme kümmert.

Man könnte es auch Selbstvergessenheit nennen. Wie Kinder beim Spielen, die sich keine Gedanken darüber machen, wie sie gerade auf andere wirken, die in sich ruhen und sich dem Augenblick hingeben.

Urheber : rawpixel

Ein gutes Beispiel ist da für mich auch mein Kater Gilbert. Wenn er auf meinem Schoß sitzt und ausgiebig anfängt, sich zu putzen, dann ist das für mich ein gutes Bild dafür, dass ich bei Papa Gott auf dem Schoß Liebe tanken kann.

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, aus diesem Kreisen um sich selbst herauszukommen, wenn ich fragen würde: Wer braucht mich heute? Wem kann ich heute Liebe weitergeben?

Was du gern willst, was man dir tu, das füge einem andern zu!
(frei zitiert – ich weiß nicht, wo dieses Zitat herstammt)

Und ich denke: Ich brauche andere Menschen, um Liebe zu geben und empfangen zu können. Der Mensch ist kein Einzeltier, sondern dazu bestimmt, in Gemeinschaft zu leben. Social distancing hat deutlich gezeigt, dass es auf Dauer nicht gut ist, auf Kontakte und Begegnungen zu verzichten.

Image by White77 from Pixabay

Auf der Sonnenbank Gottes

Ich kann nicht schlafen. Das passiert nicht oft, aber ab und zu schon. Und dann liege ich im Bett, wälze mich hin und her und meine Gedanken kreisen um alles Mögliche. Völlig unnütz, das weiß ich, aber das nützt mir im Moment nichts.

Irgendwann ziehe ich ins Wohnzimmer um. Wenn ich sowieso nicht schlafen kann, dann kann ich es mir auch gemütlich machen auf dem Sofa. Ich kuschel mich in meine Lieblingskuscheldecke, spiele ein bisschen auf dem Tablet rum, schreibe einen Blogartikel (nämlich diesen hier) und arrangiere mich so gut wie es geht mit der Situation. Zu ändern ist es im Moment nicht und wenn ich mich darüber aufrege, wird es noch schlimmer. Das beste Mittel, um nicht schlafen zu können ist, den Schlaf herbei zwingen zu wollen.

Ich höre ein bisschen Musik und stoße auf das folgenden Lied. Der Text drückt ziemlich gut meine Lage aus und tröstet mich.

Und dann fällt mir ein, dass Gott ja da ist, immer und überall, also auch jetzt. Ich entspanne mich und stelle mir vor, wie er mich gerade jetzt anschaut und dabei lächelt. Gott freut sich über mich!

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