In regelmäßigen Abständen findet vom Kneipp-Verein ein Schreibworkshop unter dem Motto „Der geflügelte Bleistift“ statt. Gestern war ich beim ersten Mal dabei. Noch ganz beflügelt davon, möchte ich heute davon berichten.
Die Leiterin des Workshops, Liss Steeger, zugleich Vorsitzende unseres Vereins, hat schon viele Jahre Erfahrung in der Anleitung solcher Treffen von schreibfreudigen Menschen und darum nie Mangel an Ideen und Impulsen, die sie als Anregungen zum Schreiben weitergibt.
Heute ging es thematisch um Herbst bzw. einige Schlagwörter, die mit dieser Jahreszeit zusammenhängen. Sie lagen auf dem Tisch, um den wir Teilnehmer, 7 Frauen, sich versammelt hatten. Es gab auch Kaffee und Kekse, eine gemütliche Runde.
Von den Schreibaufgaben, die wir hatten, möchte ich eine vorstellen und auch den Text, den ich dazu geschrieben habe. Wer wollte, konnte sein Ergebnis vorlesen, das war aber freiwillig. Die anderen gaben Feedback, allerdings ohne die Texte zu analysieren, schließlich war dieser Workshop kein professioneller, sondern einer „aus Spaß an der Freude“.

Nun die Aufgabe: 
Sie bestand darin, zu einem Abschnitt aus einem Roman, den Liss ausgewählt hatte, eine Geschichte zu schreiben. Der Abschnitt konnte am Anfang oder mitten in dem neu Verfassten verwendet werden. – Dazu noch eine Anmerkung: Zum Kneipp-Verein gehört ein Bücherschrank, wo Bücher hineingestellt und entnommen werden können. Liss sichtet die Bücher, die hineingestellt werden und hat so einen reichen Fundus an Büchern, auf die sie zugreifen kann. Aus dem Bücherschrank entfernt sie auch schon mal das eine oder andere, von dem sie denkt, dass es nicht lesens-wert ist. Es gibt ja Literatur, die nicht die Zeit wert ist, die man dafür verwendet, sie zu lesen.
Dabei eine Frage am Rande: Lest ihr eigentlich jedes Buch zu Ende, das ihr begonnen habt? Oder traut ihr euch auch, nach spätensten 20 Seiten aufzuhören. Wer fängt Bücher von hinten an, oder schaut wenigestens schon mal nach, „ob es gut ausgeht“?



Aus den Roman-Anfängen hatte ich den Folgenden gezogen:
Weil es kein Morgen wie jeder andere Morgen war, blieb ich fünf Minuten länger im Bett, nicht ahnend, daß dieser geringfügige Verstoß gegen den präzisen Fahrplan meiner Gewohnheiten eine Art Kettenreaktion auslösen würde.
und so fortgesetzt:
Normalerweise stand ich immer sofort auf, wenn der Wecker um 5:40 Uhr klingelte. Heute jedoch war kein normaler Tag, denn ich hatte Geburtstag. Da gönnte ich es mir, einmal die Snooze-Taste zu drücken und erst um 5:45 Uhr aufzustehen.
Nicht, dass ich mich dadurch ausgeruhter gefühlt hätte, aber dieser winzige Akt der Rebellion gegen meinen ansonsten präzisen Fahrplan, den ich Tag für Tag einhielt, ohne davon abzuweichen, gab mir das Gefühl, nicht ein Jahr älter, sondern jünger geworden zu sein und zwar so jung wie ein Kind, das noch nicht weiß, was die Zeiger auf der Uhr bedeuten.
Ich schlenderte ins Bad, ließ gemütlich Wasser in die Badewanne laufen. Warum nicht mal am Morgen ein Vollbad nehmen? Heute ist ja mein Geburtstag. Mein Quietscher-Entchen durfte auch mit ins Wasser. Ich frühstückte gemütlich und ausgiebig und zog meinen Lieblingspullover an. Dann machte ich mich auf den Weg zur Arbeit.
Ich kam zu spät, weil die Uhr mich nicht zur Eile getrieben hatte, ich kannte sie ja noch nicht. Es störte mich nicht, dass mein Chef mich böse anguckte. Ich schenkte ihm mein unschuldigstes Lächeln. Er konnte nicht anders, als dieses zu erwidern.
Überhaupt sahen heute alle Leute, denen ich begegnete, so fröhlich und freundlich aus. Ob die auch alle Geburtstag hatten?
Am liebsten wäre ich durch die Straßen getanzt, aber dann fiel mir auf, dass das sonst niemand tat. So unterließ ich es – und plötzlich fühlte ich mich wieder so alt, wie ich wirklich war.
Am Ende bekamen wir die Auflösung, aus welchem Roman unsere Zitate stammten. Meins war der Anfang des Romans „Mittlere Reife“ von Willi Heinrich.
Interessanterweise gibt es gewisse Parallelen zwischen dem Klappentext und meiner Fortsetzung. Der Roman handelt ebenfalls von einer Frau, die aus ihrem gewohnten Leben ausbricht und sich in nicht voraussehbare Abenteuer stürzt …
Am Ende fanden wir alle, dass es eine gute Zeit war und freuten uns auf das nächste Mal. Ich werde auf jeden Fall auch wieder mit dabei sein. Liss ermutigte uns zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben.
Und wie ihr seht, hat es bei mir schon gewirkt!
Gibt es unter meinen Bloglesern eigentlich auch Schreiberlinge? Hebt doch mal euren Finger – z.B. in Form eines Kommentars – ich freue mich darüber.
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Herrlich:)
Eine inspirierende Idee… Da hätte ich auch gleich Lust zu, denn dass ich Stift und Papier und Wortkunst liebe, weißt Du ja.
Danke für s Teilen.
Danke, liebe Romy, für deinen Kommentar.
Du kannst das ja auch einfach mal für dich machen… oder lädst ein paar Freundinnen dazu ein.
Schade, dass du soweit weg wohnst.
Liebe Grüße nach Sachsen vom Niederrhein.