So – niemals

Samstag vor einer Woche waren der Liebste und ich zu einer Veranstaltung in Krefeld. Auf dem Ticket stand:

Frau Höpker war an ihrem Piano und am Gesang sehr aktiv und hat die Leute in dem vollen Saal mitgerissen. Sie hatte eine Playlist von 185 Titeln, die sie spontan abrufen konnte, so dass sie auch die Stimmung mit der Liedauswahl gesteuert hat.

Am Anfang waren wir etwas skeptisch, denn meist singen Deutsche ja eher unter der Dusche oder wenn sie einige Promille intus haben. Doch auch ohne sehr viel Alkohol sangen die meisten aus voller Kehle mit. Der Text wurde an die Leinwand gebeamt, so dass man auch die Strophen singen konnte, die normalerweise nicht so bekannt sind.

Es hat uns Spaß gemacht, bei den meisten Liedern jedenfalls. Es waren Oldies aus unserer Jugend dabei, wo wir uns wieder wie Teenager fühlten.

Thema war im ersten Block das Thema Nr. 1 – nämlich die Liebe. So ging es mit der Vogelhochzeit los, ganz witzig. (Übrigens singe ich das auch mit meinen Senioren, da bin ich also recht textfest.)

Ein Lied hat in mir allerdings totalen inneren Protest hochsteigen lassen. Auch jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie mein Herz vor Wut schneller schlägt.

Es handelte sich um den Titel von Zarah Leander „Nur nicht aus Liebe weinen“, und da besonders die Zeile: „Wenn ich auch fühle, es muss ja Lüge sein, ich lüge oft – und bin dein.“

Vielleicht ist dies das Lebensgefühl mancher Zeitgenossen, meins ist es nicht. Ich meine, was ich sage, und das Versprechen an meinen Liebsten kam aus vollem Herzen (und wir sagen es uns immer wieder, dass wir uns lieben).

In dem Moment, wo Frau Höpker und die Leute im Saal dieses Lied mit sangen, hatte ich das starke Bedürfnis, aus Wut etwas kaputt zu machen. Hab ich dann auch. In meiner Handtasche fand sich mein Notenbleistift, den ich für meine Klavierschüler verwende. So habe ich ihn herausgeholt und knack – hatte ich zwei Teile.

(fotografiert habe ich das natürlich erst später)

Heute habe ich aus dem kaputten Bleistift zwei gemacht und einen davon meinem Mann geschenkt: „Wir gehören zusammen, so wie jeder von uns jetzt einen Teil des Bleistiftes hat. Und wenn einer mal auf dumme Gedanken kommt, soll es ihm so ergehen wie diesem Bleistift.“ 🙂

Vielleicht klingt das etwas radikal oder abgefahren. Ab und zu habe ich starke Gefühle und öfter ist auch Wut dabei, z.B. wenn offensichtlich irgendwo Unrecht geschieht. Die möchte sich dann ausdrücken. Hier musste ja „nur“ ein Bleistift dran glauben und dabei ist ein Zeichen der Verbundenheit entstanden.

2 Kommentare

  1. Hey, aus etwas Kaputtem etwas machen, was Verbundenheit anzeigt, kann einfach nur jemand, der an Jesus glaubt.
    Ich habe leider auch öfter Wut bei, wie Du auch v.a. bei Ungerechtigkeiten. Allerdings hätte ich da inzwischen zu viele Bleistiftstummel…. Aber das Foto mit den 2 Kurzen mag ich im Kopf behalten, weil es Hoffnung macht, dass mit unserer Wut und allem Kaputten in dieser Welt nicht alles zu Ende ist. Jesus machts möglich… Danke für diesen genialen Gedanken, Christiane.

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