Immunität – Schutz und Abwehr zugleich

Ich habe es geschafft!

14 Tage Quarantäne liegen hinter mir und seit Mittwoch bin ich wieder auf freiem Fuß.

Gleich am nächsten Morgen um sieben lockte mich die Sonne aus dem Haus, ich schnürte meine Schuhe und dachte: „Nüscht wie raus“.

Und es war einfach wunderschön.

Schon am Montag, als ich zum Nachtesten (meine Autokorrektur hatte aus diesem Wort immer „Nacht-essen“ gemacht – ja, mein Handy ist manchmal kreativ 🙂 ), also zum Nachtesten in die Stadt gefahren war, habe ich die Freiheit genossen und gesagt: „Gott, ich mache jetzt jeden Tag einen Spaziergang aus Dankbarkeit, dass die Quarantäne zu Ende ist.“

Beim Spazierengehen habe ich mir Gedanken über „Immunität“ gemacht.

Ich habe jetzt das Corona-Virus überwunden, mein Körper hat Antikörper gebildet – also bin ich immun. Für wie lange, ist nicht klar, aber möglicherweise länger als durch eine Impfung, denn die selbst gebildeten Antikörper sind besser als die, die durch die Impfung gebildet werden, so der Virologe Christian Drosten im Corona-Virus-Update von NDR Info am 3. September 2021 (das ganze Interview ist sehr lang, da braucht man eine halbe schlaflose Nacht, um das anzuschauen, die entscheidende Stelle beginnt hier: https://youtu.be/Yc9-Xgyns-w?t=4685 )

Ok, Impfdebatte hin oder her, ich habe keine Lust, mich da mit einzureihen – zumindest nicht in sinnlose, immer wiederkehrende Diskussionen. Ich habe meine Meinung, die ich aber nicht militant verteidige und ich respektiere und achte Menschen, die nicht meiner Meinung sind. Woher weiß ich denn, dass ich alles richtig sehe und einschätzen kann?

Zurück zum Thema Immunität.

Immunität wird auch noch in anderen Bereichen verwendet:

Immunität, teils auch als Vorgang Immunisierung, (Adjektiv: immun) steht für:

  • die Unempfindlichkeit eines Organismus gegen Antigene, Krankheitserreger und Gifte, siehe Immunität (Medizin)
  • der Schutz gewählter Amtsträger und ausländischer Würdenträger vor Strafverfolgung, siehe politische Immunität
  • der Schutz von Diplomaten vor strafrechtlicher, zivilrechtlicher und administrativer Verfolgung im Gastland, siehe diplomatische Immunität
  • der Schutz von Staaten vor der Gerichtsbarkeit fremder Staaten, siehe Staatenimmunität
  • in der Rechtsgeschichte eine Privilegierung geweihter Orte, siehe kirchliche Immunität

(Quelle: Wikipedia) – Jetzt finde ich es ja mal ganz praktisch, dass ich die einzelnen Begriffe nicht erklären muss – sind ja überall Links, wenn ihr da tiefer einsteigen möchtet.

Und spätestens an dieser Stelle merke ich, dass Immunität auch umschlagen kann ins Gegenteil, dass Abwehr auch gefährlich werden kann. Siehe vorletzter Punkt in der obigen Liste: Abwehrhaltung gegen rationale Kritik.

Was ist, wenn jemand meint, seine eigenen Ansichten so schützen zu müssen gegen andere, dass er gar nicht mehr in der Lage ist, die Ansichten anderer nachzuvollziehen und alles, was gegen seine Meinung geht, als Angriff empfindet, gegen den er sich verteidigen muss? (Die Damen der geneigten Leserschaft sind immer mit angesprochen, auch wenn hier und da ein paar Sternchen fehlen 🙂 ) Das macht immun gegen Kritik und führt dazu, dass derjenige sich nicht mehr selbst reflektieren kann und führt letztlich zu Krieg – im kleinen wie im großen.

Auch politische Immunität ist so ein Ding. Es bedeutet, das Abgeordnete eines Parlaments nicht von der Polizei und den Gerichten verfolgt werden können. Der Grund ist klar: Das Parlament muss immer arbeiten können. Wenn seine Mitglieder aber ohne weiteres verhaftet würden, wäre es in seiner Arbeit behindert. Ausnahme ist, wenn ein Abgeordneter auf frischer Tat bei einer Straftat ertappt worden ist. – Das ist jetzt einfach erklärt. Bitte nagelt mich da nicht fest, ist bin da kein Profi.

Die Immunität kann einem Abgeordneten auch entzogen werden. Im 29. Deutschen Bundestag hat diese Zahl zugenommen. [klick]

So, wie kriege ich jetzt die Kurve zu mir und meinem Alltag?

Immun sein ist gut – ich brauche eine gesunde Abwehr, damit mir nicht alles schaden kann, was auf mich einströmt – seien es Krankheitserreger oder dass ich mir von anderen Menschen nicht alles so zu Herzen nehme.

Immun sein wird gefährlich, wenn ich gar nichts mehr an mich ranlasse, wenn mein Herz hart wird oder sogar zu Stein. Dann spüre ich nichts mehr, weder von mir selbst noch was andere betrifft. Ich bin nicht mehr korrekturfähig und so sehr in meiner „Blase“ gefangen, dass mir alles, was nicht in mein Schema passt, suspekt oder sogar gefährlich erscheint. Dass ich es vielleicht sogar bekämpfen muss.

Mich hat mal der Satz zum Nachdenken gebracht: „What if I’m wrong?“ – „Was, wenn ich falsch liege?“

Corona-Quarantäne – ein Fazit

Heute ist Tag 12 von 14 meiner Quarantäne und wenn morgen beim Nach-Testen alles gut geht, bin ich ab Mittwoch wieder auf freiem Fuß.

Fit bin ich noch nicht wieder. Dieses blöde Virus hat sich bei mir mehr auf Magen-Darm gelegt und ich hatte regelmäßig Übelkeit und keinen Appetit, manchmal auch Bauchschmerzen.

Da diese Beschwerden eigentlich schon viel länger bestehen, um genau zu sein seit Anfang Mai, also etwa seit dem Zeitpunkt, an dem ich meine 1. Covid-Impfung bekam, hatte ich sogar vermutet, dass ich einen Impfschaden habe.

Gestern habe ich mit einem befreundeten Arzt gesprochen und er hielt das eher für unwahrscheinlich.

Aber er spiegelte, was er bei mir wahrnahm:

Dass ich sehr sensibel sei und in letzter Zeit viel bewegt hätte und dass Magenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit durchaus ein Zeichen von Stress und ein Warnsignal des Körpers sein können. Und ich solle dankbar sein, dass mein Körper so mit mir reden würde und ich dadurch einen „Wächter“ hätte, der mir sagt, wann es zu viel wird.

Eins steht fest: Ich habe diese Warnsignale in den letzten Wochen nicht gut genug gehört, sonst würde ich jetzt nicht darniederliegen.

Es wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile länger dauern, bis ich wieder richtig zu Kräften komme.

Aber auch das hat er gesagt, dass nach einer durchgemachten Corona-Infektion noch länger eine geringere Belastbarkeit und verminderte Kraft bleiben. Da bin ich also nicht die einzige.

Ich werde lernen müssen, mir ein dickeres Fell wachsen zu lassen und manche Dinge nicht mehr so dicht an mich ranzulassen.

Er sprach von einer … ich hab den genauen Begriff vergessen … flexiblen Verteidigung.

Will sagen: Ich habe eine Burg, in die ich mich bei Bedarf zurückziehen kann, die eine Tür hat und einen Schlüssel von innen, den ich herumdrehen und auch wieder aufschließen kann.

Wenn ich aus der Burg herausgehe, habe ich ein Schild, dass ich vor mich halten kann, um die Pfeile, die da fliegen, abzuwehren. Aber ich kann dieses Schild natürlich auch gegenüber Menschen, die mir freundlich gesonnen sind, fallen lassen und mich öffnen.

Es gehört Weisheit dazu, die beiden Personengruppen zu unterscheiden – nicht immer gelingt das auf Anhieb.

Ja, was nehme ich aus 2 Wochen Quarantäne mit?

Zuerst: ich hatte mir soviel vorgenommen: wollte Weihnachtsgeschenke nähen, einen Adventskalender füllen für meine Tochter – nichts davon habe ich geschafft.

Immerhin, ich habe für vorigen Sonntag eine Predigt aufgenommen… das ist ja nicht nichts…

Ich habe ein bisschen ausgemistet, hatte einiges an Zeit zum Nachdenken und Reflektieren (also ich meine mehr Seelenballast):

Ich möchte ein paar Sachen auspacken aus dem Rucksack, den ich mit mir rum schleppe, damit ich genug Kraft habe für den Lebensmarathon – es ist keine Kurzstrecke, das dürften die meisten schon bemerkt haben.

  • Ich möchte manche Dinge nicht mehr tun, nur weil sie von mir erwartet werden.
  • Ich brauche Zeit, um abends abzuschalten. Das bedeutet: kein social media mehr im Bett (außer mir schreibt jemand eine wichtige Nachricht).
  • Lieber ein gutes Buch lesen.
  • Mal was Sinnloses tun – Netflixen z.B. – habe ich bisher immer als vertane Zeit gesehen
  • nur ein Minimum an Nachrichten konsumieren – in Zeiten wie diesen, wo sich für und wider gegeneinander hochschaukeln, besonders wichtig
  • für mich ganz wichtig: Zeit mit Gott
  • Tagebuch, Reflektion = „me“-time – Diese Termine sollten im Kalender stehen und nicht verhandelbar sein.
  • nicht mehr spontan zu etwas „Ja“ sagen, wenn ich gefragt werde. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich da oft zu schnell bin und dann doch die Anzahl der Termine, die ich wuppen kann, überschritten habe.
  • Ja sagen zu meiner begrenzten Belastbarkeit

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Und noch eins habe ich gelernt:

Es ist nicht schlimm, wenn ich nachts mal nicht schlafen kann.

Aus einem Online-Kurs der BARMER, den ich jetzt durcharbeite, habe ich gelernt, dass man dann nicht auf die Uhr gucken soll, wenn man nachts wachliegt*. Ich habe gerade ein sehr schönes Buch, das ich an dieser Stelle gern empfehlen möchte.

*dies kann man auch in jedem Ratgeber über Schlafhygiene nachlesen

Karl-Dietmar Plentz ist ungefähr so alt wie ich und da ich auch in Brandenburg aufgewachsen bin, kenne ich ihn früher von Jugendtreffen.

Ich kann mich noch erinnern, wie er mal sagte (lang und schlaksig, wie er war):

„Ich bin Karl-Dietmar Plentz, und wenn ich groß bin, will ich Bäcker werden.“ 😀

Er berichtet über sein Leben als Christ, seine Arbeit, seine Familie, die Herausforderungen in der Firma nach der Wendezeit… weiter bin ich noch nicht.

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Ja, und Christiane wäre nicht Christiane, hätte sie nicht aus ihren Quarantäne-Erfahrungen noch ein Filmchen gebastelt und diese so kreativ verarbeitet.