Ich muss zum Dienst. In einer Viertelstunde muss ich los. Da kann ich ja schnell noch auf den Wäscheboden springen und die Wäsche von der Leine pflücken… oder die Spülmaschine ausräumen… oder gleich noch den Müll mit nach unten nehmen… oder eben den Katzenstreuhaufen, den Mister mal wieder im Bad verteilt hat, zusammenkehren.
Alles nur Sachen, die höchstens 5 Minuten dauern.
Und das schaffe ich auch noch schnell.
Aber um welchen Preis?
Ich komme noch pünktlich – gerade so, aber abgehetzt, gestresst und nervös.
Und möglicherweise – es muss nur etwas ganz winzig Kleines dazwischen kommen – auch nicht pünktlich. Und dann wird’s peinlich. Denn die Kollegen und Vorgesetzten sehen das mit dem akademischen Viertel nicht ganz so gelassen wie meine Freunde oder die Leute aus der Gemeinde oder dem Hauskreis.
Warum gebe ich mir diese Hektik?
Warum verzichte ich nicht darauf, in möglichst wenig Zeit noch ganz viel unterzubringen?
Warum bin ich manchmal nahezu süchtig nach Stress?
Brauche ich das für meinen Selbstwert? Weil es zum guten Ton gehört, zu viel zu tun zu haben?
Manche Sachen kann ich auch später noch machen.
Manche erledigen sich von selber.
Und die, die ich nicht geschafft habe, waren vielleicht auch nicht so wichtig. Denn wenn sie wichtig gewesen wären, hätte ich sie auf meiner To-do-Liste weiter nach oben geschoben.
Überhaupt mache ich es eher so, dass ich mir am Anfang des Tages oder schon am Vorabend überlege: Was ist Prio 1? Was das Wichtigste für diesen Tag. Und das wird zuerst erledigt. Dann war es schon mal ein guter Tag. Der Rest kann, muss nicht unbedingt… Die Arbeit ist kein Frosch, sie hüpft nicht davon.
Und noch eins: DIE ARBEIT WIRD NIE FERTIG!!! DU WIRST NIE DAMIT FERTIG!!!
Wer denkt, dass er am Ende des Tages sagen können muss: „Ich habe alles geschafft“, setzt sich gewaltig unter Druck. Das muss man nicht und das kann man auch nicht. Ich tue das nicht mehr. Wenn ich weiß, dass ich den Tag gut genutzt habe, dann bin ich zufrieden, auch wenn noch etwas von meiner Liste für morgen übrig ist. Irgendwann ist Feierabend. Generationen vor uns wussten das noch besser. Sie habe auch hart gearbeitet, aber sie haben vielleicht mehr das Ende der Arbeit bzw. das Ende des Tages ge“feiert“.
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Noch etwas:
Wie wäre es, wenn du das Akademische Viertel nach vorn verschiebst?
Wenn du, anstatt eine Viertelstunde zu spät zu kommen, eine Viertelstunde eher da bist. – Mega entspannend, sag ich dir! Du könntest sogar noch ein kleines Päuschen haben, bevor der nächste Programmpunkt startet und wärst auf jeden Fall viel relaxter.
Es ist außerdem sehr empfehlenswert, immer einer viertel Stunde Puffer einzuplanen, will sagen, von der Zeit, die ich fürs Losgehen eingeplant habe, 15 Minuten abzuziehen.
Diese 15 Minuten sind bei mir so oft schon – ich weiß nicht wohin – verschwunden. Manchmal waren es auch 30 Minuten!
Liebe Christiane,
wann immer ich kann, mache ich genau das, was Du vorgeschlagen hast: Eine Viertelstunde zu früh da sein…
Meistens ist dann schon Kaffee fertig, ich kann ein bisschen quatschen mit denen, die auch schon früher da sind, oder still in einer Ecke sitzen und mich innerlich auf das einstellen, was da gleich kommen wird. Wenn ich selbst eine Aufgabe habe, einen Vortrag halten muss oder eine Position in einer Posiumsdiskussion vertreten soll, dann hilft mir diese stille Zeit, noch einmal meine Gedanken zu sortieren und ein bisschen „runter zu kommen“, denn ich habe immer schreckliches Lampenfieber. Das akademische „eine Viertelstunde früher“ finde ich einen wirklich wertvollen Tip.
Herzliche Grüße
Richard
Danke für deinen Kommentar, lieber Richard! Und interessant, dass du die gleichen Erfahrungen machst!
Viele Grüße
Christiane