Viel zu lange war ich auf der Überholspur unterwegs gewesen. Wenn ich es mir genau überlege, waren es etwa 3 1/2 Jahre, in denen mir das Leben mehr abgefordert hat, als ich geben konnte. Und ich hatte schon lange geahnt, dass ich wohl mal eine Pause brauchen würde, mir aber nicht eingestanden, wie dringend es eigentlich wahr und auch immer gedacht, dass andere mich brauchen und dass ich nicht weg kann.
Aber dann kam der Knall, der Tag, an dem ich mich ins Auto setzte, im Krankenhaus für Seelenheilkunde anrief und sagte: „Ich komme jetzt, ich brauche dringend Hilfe.“
Das ist jetzt 8 1/2 Wochen her und gestern bin ich entlassen worden.
Dieses P-Wort (Psychiatrie) klingt wirklich sehr schrecklich, es existieren ganz schlimme Vorstellungen darüber, was da passiert. Gut, es war nicht die erste Begegnung mit dieser Fachrichtung der Medizin und einmal mehr machte ich die Erfahrung, dass man ein Stück heil werden kann.
Ich konnte alte Dinge aufarbeiten, falsche Glaubenssätze korrigieren, habe interessante Menschen kennengelernt und – was mich überrascht hat – oft auch von Schwächeren gelernt. Ich habe mich als Nichtraucher sogar sehr oft in die Raucherecke gesetzt oder dort auf einem Zweisitzer in der Sonne mein Mittagsschläfchen gemacht und das Gefühl genossen, in einer Gemeinschaft aufgehoben zu sein.
Seit gestern bin ich also wieder auf „freiem Fuß“. Dank einer besseren Medikamenteneinstellung kann ich wieder normal schlafen und bin insgesamt langsamer unterwegs, eben nicht mehr auf der Überholspur. Das zu akzeptieren ist nicht ganz leicht, denn vorher habe ich mein Wahnsinnstempo für normal und mich selbst für die Überfliegerin, die alles (allein) schafft, gehalten. (nur in stillen Stunden geahnt, dass es nicht ewig so weitergehen kann)
Das langsamere Tempo fühlt sich ungewohnt an, ein bisschen langweilig, ein bisschen depri.
Aber mein Kater dankt es mir, wenn ich öfter einfach nur so da sitze, dann kommt er nämlich auf meinen Schoß und macht ein Schnurr-Konzert für mich.
Was ich auf jeden Fall beibehalten möchte, ist die Morgenrunde (in der Klinik hieß das „Morgenaktivierung“). Hilfreich finde ich auch, regelmäßig meine Gedanken zu Papier zu bringen und für guten Input durch Bücher oder Podcasts zu sorgen. Und regelmäßig kreativ sein möchte ich auch.
Ach, da fällt mir noch ein, ich hatte euch doch versprochen, die fertige Laptophülle zu zeigen.
Da ist sie – tadaaaaaaa:
Es gibt/gab in meinem Blog eine Kategorie, die hieß „ver-rückt“. Ich möchte sie umbenennen in „Schutzraum“, denn das ist es, was Menschen mit seelischen Verletzungen brauchen: einen geschützten Raum, in dem sie heilen können. „Verrückt“ ist ein Stempel, mit denen man Betroffene in eine Schublade steckt. In der Seitenleiste werde ich ein Foto platzieren, so dass ihr diese Rubrik schnell finden könnt.